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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Zuschrift an die Lokalpresse

Ach, du lie­ber Herr Jesang­ver­ein, det hat mir jra­de noch jefehlt! Komm’ ick doch wäh­rend die Qua­ran­tä­ne bei die flie­jen­de Durch­que­rung von uns­re prä­ser­va­ti­ve jute Stu­be an der stän­dich plär­ren­den Glot­ze vor­bei, und da läuft schon wie­da eene Publi­kums­be­fra­gung. Lieba Jott, sare ick mir, sol­che neu­ji­e­ri­gen Fra­ren jehör›n ehmt zur Demo­kra­tie wie der Deckel zum Sarch! Dür­fen wa die Oster­ei­er dies­mal schon an Jrün­don­ners­tag ein­fär­ben? Sind ooch ande­re Far­ben jestat­tet? Wie weit darf ick in Coro­na­zei­ten auf Joe­thes Oster­spa­zier­gangs­loi­pe wan­dern? Und in wel­che Ört­lich­keit kann ick von­we­jen die ein­je­schränk­ten Jot­tes­dien­ste in der Kir­che dies­mal Buße tun, und darf ick beim Abschmet­tern von Tan­te Kla­ras anje­droh­ten Oster­be­such Frau Mer­kel vorschie’m? Muss ick wäh­rend die Qua­ran­tä­ne ooch unsan Müll­con­tai­ner­raum unten im Haus mei­den? Kann ick mir sicher­heits­hal­ber ooch drei­mal imp­fen las­sen? So wat und noch mehr hat doch die übli­che Aus­fra­ge­rei zufäl­lich vor­bei­streu­nen­der Mas­kier­ter durch berufs­mäs­sich neu­ji­e­ri­je Repor­ter zum The­ma­ta. Und da hör› ick doch zu mei­nem Erstau­nen, det es am 27. März um wat janz ande­ret jing, näm­lich um die demo­kra­ti­sche Jewis­sens­fra­re, ob die jähr­lich dis­ku­tier­te Umstel­lung auf die Som­mer­zeit dies­mal een’ Tach frü­her oder een’ Tach spä­ter oda üba­haupt nicht statt­fin­den soll. Den mei­sten war det ja schei­sse­jal, vor allem den Rent­nern. Eini­je ham’s ooch jar nich vastan­den, weil, die konn­ten zwar nich mehr jut sehen, aba schlecht hör’n konn­ten­se dafür noch janz jut.

Aber so geht det ja nu ooch nich! Wo bleibt denn da der Streit zwi­schen den Bun­des­län­dern, den Par­tei­en im Par­la­ment, in den Stadt- und Land­krei­sen? In wel­chen Kom­mis­si­on’ un Arbeits­j­re­mi­en is dad­rü­ber jründ­lich jestridden wor­den? Wel­che Demos ha’m für oda jejen die Zeit­ver­schie­bung statt­ge­fun­den? Wel­che Häu­ser oder Restau­r­angs wur­den dabei jestürmt? Wie sieht das EU-Par­la­ment denn 2021 die­se Fra­re? Et hat­te doch schon mal im März 2019 die Abschaf­fung des Stun­den­klaus beschlos­sen! Und wat hat die Poli­zei zur nach­hal­ti­gen Klä­rung die­ser Fra­re für zusätz­li­che Beam­te, stär­ke­re Was­ser­wer­fer und schär­fe­ren Pfef­fer­spray aus­je­je­ben? Ham’ sich Die­ter Boh­len, Atti­la Hild­mann und and­re Exper­ten, die doch sonst imma allet bes­sa wis­sen als de Fach­leu­te, schon in die Haa­re jele­jen? Und ha’m die Viro­lo­ren schon aus­je­rech­net, wie sich die Zeit­um­stel­lung auf die Infi­zier­ten­zah­len aus­wir­ken kann? Soll­te wie bei den Schul­öff­nun­gen in den Bun­des­län­dern und Krei­sen unter­schied­lich ver­fah­ren wer’n? Wird det Hohm­lör­ning auf’m Zeuch­nis anjerechnet?

Wie ooch imma: Die Zeit­va­än­de­rung hat uns bis­her weder nach vor­ne noch nach hin­ten jebracht! Aba wat solls! Jetzt darf ick erst­mal nich vajes­sen, den Wecker nachts von zweie auf dreie zu stell’n, sonst kommt der jan­ze Ritt­mus in de Fami­lie noch mehr durchn’ander! – Kar­li Keuz­ber­ger, Influ­en­zer i. R., 15890 Siehdichum