Analyse und Vorschläge in Bezug auf die Verkehrspolitik in einzigartiger Weise vereinigt – das leisten Carl Waßmuth und Winfried Wolf in ihrem Buch »Verkehrswende. Ein Manifest«. Sie haben Argumente und Schlussfolgerungen in 20 Punkte gefasst, von denen jeder einzelne gesellschaftliche und ökologische Vorteile bringen würde. In Summe ergeben sie ein schlüssiges Konzept für die notwendige Korrektur der Verkehrspolitik.
»Der Schlüsselgedanke der in diesem Manifest vorgestellten Verkehrswende stellt den Menschen, den Umweltschutz und den Kampf gegen die Klimaerwärmung ins Zentrum«, benennen die Autoren ihr Anliegen einleitend.
Die Reihenfolge ist keineswegs zufällig oder beliebig: Viele Veröffentlichungen beginnen mit der drohenden Ökokatastrophe und entsprechenden Szenarien. Hier dagegen gehen die Autoren Punkt für Punkt von den positiven Folgen ihrer Vorschläge für die Menschen aus. Und die Vorschläge beinhalten nicht nur strukturelle, sondern eine Fülle von ›weichen‹, leichter realisierbaren Schritten.
Das ist deshalb bedeutsam, weil eine Verkehrswende – wie überhaupt eine ökologische Transformation – gegen die Widerstände der von Veränderungen betroffenen Menschen kaum durchsetzbar sein dürfte. Es ist zweitens auch deshalb wichtig, weil das Bewusstsein von den Möglichkeiten vielfach durch jahrzehntelange Lobbyarbeit, die verbreitete scheinbare Alternativlosigkeit und eine eingefahrene Konsumgesellschaft getrübt und gelenkt ist.
Die Autoren senken eine erkenntnispsychologische Hemmschwelle, die aus Angst vor dem Unbekannten das Klammern an das, was man kennt, bewirkt.
Von daher ist es auch nicht zufällig, dass das Auto erst in den letzten beiden Punkten in den Blick genommen wird, obwohl der »Abschied vom Auto« den »Wesenskern der Verkehrswende« bildet. Aber auch hier überrascht das Buch durch seinen Einstieg mit systematisch niedrigschwelligen Vorschlägen, um schließlich zum Thema Konversion vorzudringen.
Bei der Aufklärung hilft ein weiterer Pluspunkt des Buches: das Zahlenmaterial. Bis ins Detail und gut belegt werden akribisch Entwicklungen nachgezeichnet, die zu den heutigen Zuständen geführt haben, und die in dieser Dichte sonst nicht so schnell zu finden sind.
So ist es nicht verwunderlich, dass die Engführung der Transformation auf die Elektromobilität in der Autobranche, wie sie in der Wirtschaftspolitik und damit auch der gesellschaftlichen Mainstream-Debatte vorherrscht, für die Autoren nicht als Lösung in Frage kommt. Ergänzend sei dazu auf das Buch »Mit dem Elektroauto in die Sackgasse« des Ko-Autors Wolf verwiesen.
»Verkehrswende – Ein Manifest« sollten all diejenigen parat haben, die politisch unterwegs sind, in Bildungseinrichtungen für Aufklärung sorgen oder einfach nur das Gefühl überwinden wollen, etwas ändern zu sollen, ohne die Alternativen genauer zu kennen.
Carl Waßmuth/Winfried Wolf: »Verkehrswende. Ein Manifest«, PapyRossa, 200 Seiten, 14,90 €