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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Mehr Elefanten

Seit Jah­ren schon ver­zich­ten wir auf einen Weih­nachts­baum. Die Kin­der sind lan­ge aus dem Haus, es gibt weder Knecht Ruprecht noch Schnee: Wozu also die­ses Relikt aus ver­gan­ge­nen Jah­ren pfle­gen? Doch heu­er, die Grün­de sind mir nicht erklär­lich, bestand mein Weib auf einem Baum. Sie mei­det bei Wün­schen die direk­te Ansa­ge, doch das Schlei­chen um den Brei beherrscht sie mei­ster­lich, wes­halb ich mich einen Tag vor der Hei­li­gen Nacht zum Alex­an­der­platz auf­mach­te, um dort, wie der Ber­li­ner sagt, eine Hal­le­lu­ja­pal­me zu erwer­ben. Ich nahm die erst­be­ste, weil es unnütz ist, viel Zeit für die Suche zu ver­schwen­den. Sie sehen ohne­hin alle gleich aus und flie­gen nach zwei Wochen aus dem Fen­ster. Die Bezie­hung ist nur von kur­zer Dau­er, wes­halb man sich nicht ewig prü­fen muss. Ich zahl­te die vier­zig Euro und beglei­te­te die Über­ga­be des Gel­des mit der teil­nahms­vol­len Fra­ge, ob sie, die Che­fin des Mark­tes, noch damit rech­ne, auch die übri­gen Bäu­me los­zu­wer­den. Kei­ne Chan­ce, ent­geg­ne­te sie, das Geschäft sei dies­mal mise­ra­bel gelau­fen. Oh, sag­te ich, da wer­den sich die Ele­fan­ten aber freu­en, denn als Leser der haupt­städ­ti­schen Tages­pres­se weiß ich, dass nach dem Jah­res­wech­sel die Dick­häu­ter mit unver­kauf­ten Tan­nen gefüt­tert wer­den. (Angeb­lich schmecken die­se den Tie­ren beson­ders gut, was ich nicht ver­ste­he: In Afri­ka und in Indi­en, wo sie zu Hau­se sind, gibt es mei­nes Wis­sen gar kei­ne Nordmanntannen.)

Dar­auf die betrüb­te Ver­käu­fe­rin: Ach, so vie­le Ele­fan­ten gibt es nicht in Ber­lin, um all die übrig­ge­blie­be­nen Tan­nen zu entsorgen.

Das soll­te der Poli­tik zu den­ken geben!