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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Mit 99 voll im Leben

Mei­stens wird der pro­mi­nen­ten Jubi­la­re nur an den run­den Geburts­ta­gen gedacht, sie wer­den geehrt oder mit Prei­sen ver­se­hen. Bei Her­bert Köfer ist das anders. Er wur­de am 17. Febru­ar 99 Jah­re alt und erfuhr all die­se Wert­schät­zun­gen schon jetzt. Dass dies zu Recht erfolg­te, ist gar kei­ne Fra­ge. Der Voll­blut­schau­spie­ler ist – vor allem im Osten Deutsch­lands – so bekannt wie der Ber­li­ner Fern­seh­turm. Gene­ra­tio­nen sind mit Köfer und sei­ner Schau­spiel­kunst auf­ge­wach­sen. Vie­le sei­ner Rol­len im Fern­se­hen wur­den Stra­ßen­fe­ger und blie­ben bis heu­te in guter Erin­ne­rung. Man­ches davon wur­de glück­li­cher­wei­se anläss­lich sei­nes Geburts­ta­ges in MDR und RBB wie­der­holt, Köfer war Gast in Talk-Sen­dun­gen und blieb dabei immer, was er war, näm­lich einer von uns. Gern hat er sich an sei­nen Ent­wick­lungs­weg erin­nert, vor allem wäh­rend 40 Jah­ren DDR, wo er nicht nur der erste Nach­rich­ten­spre­cher der »Aktu­el­len Kame­ra« war, son­dern vor allem auch in vie­len Schwän­ken, Klei­ne-Leu­te-Geschich­ten, aber auch histo­risch bedeut­sa­men Fil­men wie »Nackt unter Wöl­fen« oder »Krupp und Krau­se« die brei­te Palet­te sei­nes künst­le­ri­schen Schaf­fens unter Beweis stel­len konn­te. Nach­dem bereits vor eini­gen Jah­ren eine Auto­bio­gra­fie von ihm erschien, hat Köfer jetzt ein neu­es Buch vor­ge­legt mit dem schö­nen Titel »99 und kein biss­chen lei­se«. Der Leser wird mit einem Quer­schnitt vie­ler Erleb­nis­se kon­fron­tiert. Die ein­zel­nen Kapi­tel lesen sich ange­nehm leicht und sind unter­halt­sam. Man erfährt viel über die Vor­gän­ge hin­ter den Kulis­sen und dies auf eine Wei­se, bei der nie­mand beschä­digt wird. Auch das ist Her­bert Köfer, eben­so lobend in Bezug auf ande­re Kol­le­gen wie auch rück­sichts- und ver­ständ­nis­voll. Da schreibt ein Mann, der das Leben erfah­ren hat und nicht nur sei­ne beruf­li­che Kunst mei­ster­haft beherrscht, son­dern auch von viel Lebens­weis­heit geprägt ist. Er weiß, wor­auf es ankommt und was wirk­lich wich­tig ist im Leben. So ist er auch hier man­chem sei­ner Kol­le­gen vor­aus, nicht zuletzt weil er stets nach der Maxi­me gelebt hat »Mehr sein als schei­nen«. Vie­len Lesern wird er nach der Lek­tü­re noch sym­pa­thi­scher sein, denn im Gegen­satz zum Buch­ti­tel sind es nicht die Erin­ne­run­gen eines Grei­ses, son­dern eines Man­nes der nach wie vor voll im Leben steht und dem man nur wün­schen kann, dass dies noch sehr lan­ge so bleibt.

Her­bert Köfer: »99 und kein biss­chen lei­se«, Eulen­spie­gel Ver­lag, 175 Sei­ten, 14,99 €.