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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Schnitzel Hallescher Art

In das gro­ße Koch­buch von Sach­sen-Anhalt wird ein neu­es Gericht auf­ge­nom­men. Das ent­schied die Fein­schmecker-Jury bei ihrer Jah­res­ta­gung im Land­re­stau­rant »Zum wil­den Eber« in Zerbst. Nach der Alt­mär­ker Hoch­zeits­sup­pe, dem Zeit­zer Mil­ben­kä­se und dem Neger­kuss – einer kuli­na­ri­schen Spe­zia­li­tät aus der »Das-darf-man-wohl-noch-sagen«-Region Harz – ergänzt nun das Schnit­zel Hal­le­scher Art den mit­tel­deut­schen Gaumen-Guide.

Die Zube­rei­tung braucht viel Geduld und gelingt nur in einer unsa­nier­ten ost­deut­schen Plat­te. Schnup­pern Sie zunächst für eini­ge Wochen den Asbest aus der Wand. Pro­fis lecken zusätz­lich die Tape­te ab, damit sich die Wir­kung des belieb­ten Bau­stoffs opti­mal im Hirn ent­fal­ten kann. Wenn Ihnen in Ihren feuch­ten Träu­men Mar­got Hon­ecker erscheint, sind Sie bereit zum Kochen. Stel­len Sie dafür in der Ein­bau­kü­che Mar­ke Sperr­müll Kar­tof­feln, Boh­nen und Schnit­zel auf den Herd, dre­hen Sie auf vol­le Hit­ze und ver­las­sen Sie die Wohn­ein­heit. Erfah­rungs­ge­mäß dau­ert es zwei Stun­den, bis das Essen aus­rei­chend ver­kohlt ist, um Feu­er zu fan­gen. Ver­brin­gen Sie die­se Zeit mit einem Früh­schop­pen in Ihrem Lieb­lings­späti. Wenn Sie sicher sein kön­nen, dass nun auch das Küchen­mo­bi­li­ar brennt, alar­mie­ren Sie die Feu­er­wehr. War­ten Sie, bis der Brand gelöscht und auch der letz­te Ein­satz­wa­gen abge­zo­gen ist, andern­falls könn­ten unnö­ti­ge Kosten auf Sie zukommen.

Genie­ßen Sie nun Ihr Schnit­zel Hal­le­scher Art: nur echt, wenn ver­kohlt und mit Lösch­schaum ver­fei­nert. Kochen Sie die­se Spe­zia­li­tät, die im Nobel­vier­tel Hal­le-Neu­stadt ent­wickelt wur­de, aber nicht mehr als zwei­mal pro Jahr. Andern­falls könn­ten die Nach­barn vom Brand­ge­ruch ange­lockt werden.