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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Tucholsky und eine Horrorliste

MDR AKTUELL sen­de­te am 8. März 2023 einen Bei­trag*, wie die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land die Ukrai­ne in ihrem Kampf gegen die rus­si­sche Inva­si­on mit Aus­rü­stungs- und Waf­fen­lie­fe­run­gen aus Bestän­den der Bun­des­wehr und durch Lie­fe­run­gen der Indu­strie unter­stützt. Der Gesamt­wert der vom 1. Janu­ar 2022 bis zum 6. März 2023 von der Bun­des­re­gie­rung erteil­ten Ein­zel­ge­neh­mi­gun­gen für die Aus­fuhr von Rüstungs­gü­tern betrug 2,666 Mil­li­ar­den Euro. Außen vor blie­ben diver­se Muni­ti­ons­lie­fe­run­gen oder Ausrüstungsgegenstände

Und woher stam­men die Mil­li­ar­den aus den angeb­lich so klam­men Kas­sen des sozi­al rigi­den Finanz­mi­ni­sters? Sie wer­den von der soge­nann­ten Ertüch­ti­gungs­hil­fe der Bun­des­re­gie­rung finan­ziert. Aus­wär­ti­ges Amt und Bun­des­mi­ni­ste­ri­um für Ver­tei­di­gung beschlie­ßen gemein­sam, wohin für wel­che Pro­jek­te das Geld flie­ßen soll. In den Genuss kom­men so genann­te loka­le Akteu­re, um Kon­flik­te vor Ort bes­ser lösen kön­nen als Staa­ten oder Bünd­nis­se, die von außen ein­wir­ken. Grund­sätz­lich gehe es um Hil­fe zur Selbst­hil­fe. Die­ses gleis­ne­risch auf­ge­hübsch­te Bud­get exi­stiert seit 2016.

Gegen­wär­tig kommt nur ein Akteur infra­ge, und der ver­langt aus Kiew unent­wegt mehr und bes­se­re Waf­fen wie Pan­zer, Kampf­jets und wei­ter­rei­chen­de Rake­ten, außer­dem Geld zur Finan­zie­rung des Staats­haus­hal­tes sowie eine »neue Diplo­ma­tie« mit mehr Druck auf den Kriegs­geg­ner Russ­land. Prä­si­dent Wolo­dym­yr Selen­skyj strebt aus die­sem Grund einen inter­na­tio­na­len Gip­fel zu sei­ner »ukrai­ni­schen Frie­dens­for­mel« an. Hier­zu zäh­len der voll­stän­di­ge Abzug rus­si­scher Trup­pen vom ukrai­ni­schen Staats­ge­biet, die Frei­las­sung aller Kriegs­ge­fan­ge­nen, ein Tri­bu­nal gegen rus­si­sche Kriegs­ver­bre­cher sowie Sicher­heits­ga­ran­tien für die Ukraine.

Die Ber­li­ner Scholz-Trup­pe wid­me­te sich sehr enga­giert der Waffenliste:

34 Flak­pan­zer GEPARD inklu­si­ve Munition
20 Brücken­le­ge­pan­zer Biber
18 Kampf­pan­zer Leo­pard 2 A6 mit Muni­ti­on (gemein­sa­mes Pro­jekt mit ande­ren Staaten)
40 Schüt­zen­pan­zer MARDER mit Munition
3 Flak­pan­zer GEPARD
42 Minenräumpanzer
16 Pan­zer­hau­bit­zen Zuz­a­na 2 (mit Däne­mark und Norwegen)
18 Rad­hau­bit­zen RCH 155
5 Pio­nier­pan­zer Dachs
15 Ber­ge­pan­zer 2
2 Ber­ge­pan­zer 3
20 Rake­ten­wer­fer 70mm auf Pick-up Trucks mit Raketen
Luft­ver­tei­di­gungs­sy­stem PATRIOT mit Flugkörpern
3 Luft­ver­tei­di­gungs­sy­ste­me IRIS-T SLM mit Flugkörpern
12 Frequenzscanner/​Frequenzjammer
60 Drohnendetektionssensoren
114 Aufklärungsdrohnen
2 Luftraumüberwachungsradare
10 Hum­ve­es (8x Boden­ra­dar­trä­ger, 2x Jammer/​Drohnenträger
7 Störsender
7.944 Pan­zer­ab­wehr­hand­waf­fen RGW 90 Matador
5.032 Panzerabwehrhandwaffen
500 Flie­ger­ab­wehr­ra­ke­ten STINGER
2.700 Flie­ger­fäu­ste STRELA
50 Bunkerfäuste
100 Maschi­nen­ge­weh­re MG3 mit 500 Ersatz­roh­ren und Verschlüssen
500 Pisto­len SFP9
100.000 Handgranaten
5.300 Sprengladungen
3.000 Patro­nen »Pan­zer­faust 3« plus 900 Griffstücke
14.900 Panzerabwehrminen
122 Grenzschutzfahrzeuge
30 mobi­le Antennenträgersysteme
7 fern­ge­steu­er­te Ket­ten­fahr­zeu­ge für Unterstützungsaufgaben
6 mobi­le und geschütz­te Minenräumgeräte
3 schwe­re und mitt­le­re Brückensysteme
172 Lkw/​Nutzfahrzeuge
78 Sat­tel­zug­ma­schi­nen und 86 Sattelauflieger
78 Schwerlastsattelzüge
12 Schwer­last­sat­tel­zü­ge M1070
8 mobi­le Boden­ra­da­re und Wärmebildgeräte
Feld­la­za­rett (Rol­le 2)

Die Kriegs­kas­sen klin­geln. Das lukra­ti­ve Geschäft wäre auf Jah­re per­du, käme es denn zu einem Waf­fen­still­stand und Ver­hand­lun­gen. Und das geht bei sol­chen Freun­den gleich gar nicht. Des­halb ver­wei­gert sich Bun­des­kanz­ler Scholz schön­red­ne­risch und beharr­lich For­de­run­gen nach Ver­hand­lun­gen der bei­den Kriegs­par­tei­en. Aus sei­ner Sicht wür­den die nur zu einem russ­län­di­schen »Dik­tat­frie­den« füh­ren. In sei­ner Kar­rie­re muss es Fehl­stun­den in Sachen Diplo­ma­tie gege­ben haben, weil Ver­hand­lun­gen eben als Lösungs­su­che gedacht sind, um zunächst Stand­punk­te und Inter­es­sen der Betei­lig­ten abzu­wä­gen und anzu­nä­hern. Und zu BEFRIEDEN!

Kurt Tuchol­sky nann­te Sol­da­ten Mör­der (Die Weltbühne vom 4. August 1931). Sind es nur sie?

*https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/krieg-in-der-ukraine/lieferungen-ukraine-2054514

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/panorama/deutsche-waffenlieferungen-an-ukraine-panzer-fla-kanonen-100.html