Skip to content

Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

Menu
Menu

Antwort

Chri­sti­an Lind­ner, Schlech­tes Regie­ren – Ver­ehr­ter Herr Finanz­mi­ni­ster, Ihr Satz »Es ist bes­ser nicht zu regie­ren, als falsch zu regie­ren«, den wir durch­aus unter­schrei­ben wür­den und mit dem Sie einst (2017) die »Jamai­ka-Ver­hand­lun­gen« plat­zen lie­ßen, war offen­sicht­lich gelo­gen. Schlech­tes (fal­sches) Regie­ren ist schein­bar nicht Ihr Pro­blem. Und nun ver­su­chen Sie das eige­ne Ver­sa­gen mit einem 12-Punk­te-Pro­gramm »zur Beschleu­ni­gung der Wirt­schafts­wen­de« zu kaschie­ren, das nicht nur nahe­zu alle der von Ihnen selbst im Koali­ti­ons­ver­trag mit der SPD und den Grü­nen mit­ver­han­del­ten und ver­bind­lich ver­ein­bar­ten Posi­tio­nen (etwa bezüg­lich Bür­ger­geld, Steu­er­erleich­te­run­gen, Ren­te) wie­der ein­kas­siert. (Wir kön­nen für Ihre Gat­tin nur hof­fen, dass Sie das Ehe­ver­spre­chen, das Sie ihr kürz­lich (2022) auf Sylt gege­ben haben, ern­ster neh­men.) Nein, schlim­mer noch: Was Ihre Par­tei, deren Vor­sit­zen­der Sie sind, hier als »Wen­de« vor­schlägt, ist eine Art Retro-Poli­tik, ein Nost­al­gie-Pro­gramm, das in die – ach, so schö­nen – Kohl’schen Zei­ten der schwarz-gel­ben Koali­ti­on zurück­führt, deren kon­ser­va­tiv-libe­ra­les Agie­ren vie­le unse­rer heu­ti­gen Pro­ble­me maß­geb­lich mit­ver­ur­sacht hat. Wir emp­feh­len Ihnen drin­gend, nicht (mehr) zu regie­ren, weil der auf­merk­sam­keits­süch­ti­ge Zoff, den Sie hier pro­vo­zie­ren, den Poli­tik­ver­druss der gesam­ten Wäh­ler­schaft wei­ter anfeu­ert und sie den rech­ten Ver­ein­fa­chern in die Arme treibt. Die Leu­te sol­len alle mehr arbei­ten, die Sozi­al­lei­stun­gen gekürzt wer­den, und das dadurch erhoff­te »Wachs­tum« wird, wie bis­her, nur der klei­nen Grup­pe der ohne­hin Wohl­ha­ben­den zugu­te­kom­men, die als »Lei­stungs­trä­ger« ent­la­stet wer­den sol­len, obwohl sie ihren Reich­tum selbst in Zei­ten der Kri­se stets ver­mehrt, gar ver­dop­pelt haben. So betreibt man sozia­le Spal­tung, und über so viel »Volks­fer­ne« wird sich allein die AfD die Hän­de rei­ben. Mit Ihnen, wer­ter Herr Mini­ster, ist kein Staat – ver­stan­den als »Gemein­we­sen« – zu machen. Set­zen, fünf!