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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Warum so viele Krimis?

Lie­be Freun­de, gehen Euch die vie­len Kri­mis und Kriegs­fil­me auch so auf die Ner­ven?! Es gibt kein Vor­mit­tags-, Nach­mit­tags-, Abend- und Nacht­pro­gramm, ob in soge­nann­ten »öffent­lich-recht­li­chen« oder den »pri­va­ten« Sen­dern, in denen nicht fort­lau­fend Kri­mis aus­ge­strahlt wer­den. Es wird unun­ter­bro­chen nach Ver­bre­chern gejagt und geschos­sen, und es wer­den uns, mehr oder weni­ger als span­nen­de Unter­hal­tung »ver­süßt«, Tote über Tote in ihren Blut­la­chen dar­ge­bo­ten! Meist nimmt sich uns aber ein sym­pa­thisch wir­ken­der Poli­zist oder auch eine Poli­zi­stin an, um die Böse­wich­ter zu jagen und zumeist glück­lich zu Fall zu brin­gen. Es scheint wie beim Jagen und Töten der Tie­re in der Natur zuzu­ge­hen. Wir kön­nen hier zuse­hen und zuhö­ren (oder auch lesen), was auch unse­re Men­schen­welt im Inner­sten zusam­men­hält oder auch nicht. Tröst­lich: dass die »Guten«, also meist die Staats­be­am­ten, sie­gen und die »Bösen« hin­ter Git­ter brin­gen. Soll das unser Ver­trau­en in den Rechts­staat stär­ken, der es schon immer wie­der rich­ten wird und uns vor den Ver­bre­chern, wel­cher Art auch immer, schützt?

Mir ist ja klar, dass dadurch eini­ge Kri­mi­au­to­ren, Dreh­buch­schrei­ber, Regis­seu­re, Büh­nen­bild­ner, Schau­spie­ler, usw. rela­tiv fort­lau­fend Arbeit haben und ihr Geld ver­die­nen. Auch müs­sen die Sen­der und Ver­la­ge schau­en, womit sie Quo­te machen, um recht­fer­ti­gen zu kön­nen, wofür sie ihr Geld aus­ge­ben. Aber den­ken wir und even­tu­ell auch die­se Pro­du­zen­ten genü­gend dar­über nach, mit wel­chen Inhal­ten, oder soll­te ich lie­ber sagen Fraß, damit auf der gan­zen Welt die Gehir­ne eines Mas­sen­pu­bli­kums Tag und Nacht gefüt­tert werden?!

Mir scheint: Es wird dar­über nicht genü­gend nach­ge­dacht. Oder könn­te es sogar sein, dass das so gewollt ist? Unter dem Mot­to: Die Welt ist über­all vol­ler Schlech­tig­keit, aber mit Hil­fe unse­rer hel­den­haf­ten Beam­ten und ihrer moder­nen, kri­mi­na­li­sti­schen Spu­ren­su­che sowie den uner­schöpf­li­chen, moder­nen Waf­fen kann »das Böse«, besiegt wer­den. So ist halt unse­re Welt!!! Ver­herr­li­chen wir also die Armee von Kri­mi­nal­be­am­ten und Krie­gern sowie die Waf­fen­in­du­strie, die alle eine gute Arbeit für das Gemein­wohl ver­rich­ten! Des­halb kön­nen wir uns in die­ser Welt, trotz allem, gut beschützt fühlen …

Es lebe vor allem das herr­schen­de USA-System, die Spit­ze der Waf­fen- und Rüstungs­in­du­strie, mit der größ­ten Poli­zei und Armee der Welt. Dem kön­nen wir uns, zusam­men mit den Nato-Ver­bün­de­ten und ihren jähr­lich über 1 Bil­li­on Dol­lar Rüstungs­aus­ga­ben, völ­lig zuge­hö­rig füh­len, weil so unse­re »freie Welt« zuver­läs­sig beschützt und vor dem Bösen bewahrt wird. So wie uns die wei­ßen Ame­ri­ka­ner bereits seit ihrer Staa­ten­grün­dung vor den bösen Frem­den, den Indi­ge­nen und den Peo­p­le of Color geschützt haben und wei­ter­hin schüt­zen wer­den, heut­zu­ta­ge auch in der Ukrai­ne, in Isra­el oder sonst wo auf der Welt. Das ist so ein­leuch­tend, dass wir nichts dage­gen haben kön­nen, ja sogar, als Patrio­ten, dafür sind, wenn auch bei uns wie­der die Wehr­pflicht ein­ge­führt wird und wir alle noch viel »kriegs­tüch­ti­ger« wer­den, um der bösen »Gefahr aus dem Osten« gewach­sen zu sein

Ich fra­ge mich aller­dings besorgt: Wo bleibt da die Ein­lö­sung des »Kul­tur­auf­tra­ges«, der durch unse­re Medi­en­ge­büh­ren vor allem finan­ziert wer­den soll. Oder soll­te der »Kul­tur­auf­trag« durch die Kri­mis schon voll­kom­men erfüllt sein, weil ja unse­re »Kul­tur der frei­en Welt« nur mit mehr Poli­zi­sten, Krie­gern und Waf­fen in Frie­den leben kann, weil es ein böser Nach­bar nicht anders will …?