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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Öffnet die Zellentür!

Der Westen erregt sich über die Unter­drückung von Mei­nungs- und Pres­se­frei­heit in Russ­land – und Assan­ge sitzt wei­ter im Gefäng­nis. Nun haben fünf gro­ße Medi­en öffent­lich an die US-Regie­rung appel­liert, die Straf­ver­fol­gung von Wiki­Leaks-Grün­der Juli­en Assan­ge end­lich ein­zu­stel­len. Doch Prä­si­dent Biden und sein Justiz­mi­ni­ster schweigen.

Schon 2010 hat­ten die fünf Redak­tio­nen gemein­sam eine Rei­he von Ent­hül­lungs­ge­schich­ten über US-Kriegs­ver­bre­chen in Irak und Afgha­ni­stan ver­öf­fent­licht, die auf den Wiki­Leaks-Doku­men­ten basier­ten. Nun for­der­ten die Chef­re­dak­teu­re und Her­aus­ge­ber die USA auf, die Ver­fol­gung von Assan­ge wegen Ver­öf­fent­li­chung gehei­mer Doku­men­te end­lich ein­zu­stel­len. »Die Ankla­ge gegen Assan­ge ist ein gefähr­li­cher Prä­ze­denz­fall und ein Angriff auf die Pres­se­frei­heit«, heißt es offe­nen Brief, die von der New York Times, vom bri­ti­schen Guar­di­an, der fran­zö­si­schen Zei­tung Le Mon­de sowie El País aus Spa­ni­en und vom Nach­rich­ten­ma­ga­zin SPIEGEL unter­zeich­net wor­den ist. Ein drin­gen­der, not­wen­di­ger Appell.

Doch weder von US-Prä­si­dent Joe Biden noch von sei­nem Justiz­mi­ni­ster Mer­rick Gar­land gab es bis­lang eine Ant­wort. Ein beschä­men­des Schwei­gen, das in zwei­fel­haf­ter Kon­ti­nui­tät mit Bidens Vor­gän­gern Oba­ma und Trump steht. Dabei könn­ten sie mit einer ein­zi­gen Unter­schrift das Ver­fah­ren been­den. Assan­ge wäre frei – nach sie­ben Jah­ren in der ecua­do­ria­ni­schen Bot­schaft in Lon­don und über drei Jah­ren in einem bri­ti­schen Hoch­si­cher­heits-Gefäng­nis. Aber sie tun es nicht.

Seit 2001 dis­ku­tiert der US-Kon­gress den »Inter­na­tio­nal Press Free­dom Act«, der bedroh­ten Jour­na­li­stin­nen und Jour­na­li­sten welt­weit Unter­stüt­zung und Schutz in den USA gewäh­ren soll. Ein heh­res Anlie­gen. Doch wäh­rend sich die USA und der gesam­te Westen über die Unter­drückung von Mei­nungs- und Pres­se­frei­heit in Russ­land erre­gen (und dies zurecht!) – gilt Assan­ge für die USA wei­ter­hin als Staats­feind. Wie lan­ge noch?

Und: Es müs­sen end­lich jene vor Gericht gestellt wer­den, deren Kriegs­ver­bre­chen in den von Wiki­leaks ver­öf­fent­lich­ten Doku­men­ten bekannt wur­den. Vor allem aber: Die Ankla­ge gegen Assan­ge muss gestoppt wer­den, die Inhaf­tie­rung ein sofor­ti­ges Ende haben. Öff­net die Zellentür!