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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Sächsische Provinz

Ein jun­ger Mann, gebo­ren 1994, legt ein Roman­de­büt vor, das haar­ge­nau in aktu­el­le Debat­ten passt und doch kei­ne nur poli­ti­sche Ant­wort ist, son­dern ein bemer­kens­wert eigen­stän­di­ges Stück Lite­ra­tur. Lukas Rietz­schel beschreibt den Lebens­weg zwei­er Brü­der in den Jah­ren von 2000 bis 2015. Sie leben in der ost­säch­si­schen Pro­vinz: Vater Elek­tri­ker, Mut­ter Kran­ken­schwe­ster, Ein­fa­mi­li­en­haus, nach der Wen­de gebaut. Nor­ma­ler Fami­li­en­all­tag, ein biss­chen lang­wei­lig, ein biss­chen spie­ßig. Auch die Klas­sen­ka­me­ra­den ken­nen es nicht anders.

»Immer das Glei­che«, heißt es, aber sofort danach schließt sich an: »Und alles geht vor die Hun­de.« Der Wag­gon­bau und das Scha­motte­werk, die Bus­hal­te­stel­le und spä­ter die Schu­le, die Ehe der Eltern und auch das Haus, der Stolz des Vaters.

Rietz­schel erzählt lang­sam, genau, ver­steckt die Details in den Fluss des Erzäh­lens, dar­un­ter auch Ein­zel­hei­ten von all­ge­mei­nem unter­schwel­li­gem Ras­sis­mus, von Hilf- und Sprach­lo­sig­keit. Lan­ge schlägt da nie­mand mit der Faust, bis der Frust eska­liert und aus den klei­nen net­ten Jungs Ras­si­sten und nun auch Schlä­ger gewor­den sind. Der älte­re der bei­den hält sich raus. Aber das ist auch die ein­zi­ge Alter­na­ti­ve, die Rietz­schel anbietet.

Lukas Rietz­schel: »Mit der Faust in die Welt schla­gen«, Ull­stein, 319 Sei­ten, 20 €