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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Viele glückliche Kriege für 2019

Die Wün­sche des zustän­di­gen Redak­teurs sind opti­mi­stisch. »Möge 2019 gut zu Ihnen sein, lie­be Leser.« Lorenz Hemicker, der Innen­po­li­ti­ker der Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Zei­tung für Deutsch­land schaut auf­mun­ternd ins Neue Jahr. War­um? »Poli­tisch hat sich für Deutsch­land schon eini­ges geän­dert. Unser Land sitzt wie­der im Sicher­heits­rat der Ver­ein­ten Natio­nen, um sicher­heits­po­li­tisch mehr Ver­ant­wor­tung zu über­neh­men.« Mehr Ver­ant­wor­tung heißt – das wis­sen wir seit Gauck uns auf­ge­klärt hat: mehr Krie­ge. Und so freut sich der FAZ-Redak­teur: »Zu tun gibt es ja genug. Die Bun­des­wehr hat damit bereits begon­nen. Sie führt seit Neu­jahr die schnel­le NATO-Ein­greif­trup­pe. Das sind 8000 Sol­da­ten, die ins Bal­ti­kum sol­len, wenn Russ­land zu laut mit dem Säbel rasselt.«

Säbel ras­selt? Russ­land? Na klar, das war der end­gül­ti­ge Fuß­tritt für den Bun­des­prä­si­den­ten Frank-Wal­ter Stein­mei­er, weil er 2016 als Außen­mi­ni­ster die aggres­si­ven NATO-Manö­ver an Russ­lands Gren­zen kri­ti­sier­te: »Was wir jetzt nicht tun soll­ten, ist durch lau­tes Säbel­ras­seln und Kriegs­ge­heul die Lage wei­ter anzuheizen.«

So hät­te es FAZ-Redak­teur Hemicker nie for­mu­liert. denn er unter­nahm »erste Schreib­übun­gen als Bun­des­wehr­sol­dat auf Aus­lands­ma­nö­vern der NATO« und wur­de so Chef vom Dienst von loy­al, dem Bun­des­wehr­or­gan für Reser­vi­sten. 2014 wech­sel­te er direkt von dort als Redak­teur zur Frank­fur­ter All­ge­mei­nen, wo er zunächst für die – das gibt es bei der FAZ – »Nach­rich­ten­steue­rung« zustän­dig war. Jetzt sitzt er in der poli­ti­schen Redak­ti­on und ver­tritt von dort kor­rek­te Mei­nun­gen. Auf twit­ter trump[f]te er am 7. Janu­ar – anläss­lich Robert Habecks Resi­gna­ti­on vor der Twit­termeu­te – in jeder Hin­sicht sach­kun­dig auf: »Twit­ter und Face­book sind genau­so wenig gut oder böse wie Droh­nen oder Gewehre.«

Jetzt, da Bun­des­wehr­pla­ka­te und Video­se­ri­en mit attrak­ti­ven Sol­da­tin­nen – Gewehr im Anschlag auf den Feind, wer immer er auch sei – Kin­der und Jugend­li­che wer­ben, um Deutsch­land end­lich den seit Kai­ser Wil­helm ver­spro­che­nen Platz an der Son­ne zu erobern (»NACH DER SCHULE LIEGT DIR DIE WELT ZU FÜSSEN, MACH SIE SICHERER«), da wur­den sogar die sonst so kriegs­tüch­ti­gen Grü­nen auf­säs­sig. Sie nann­ten es »zynisch, jun­ge Leu­te mit einer Action-Serie und einem Mus­kel­pro­gramm als Staats­bür­ger in Uni­form gewin­nen zu wol­len«. FAZ-Redak­teur Hemicker aber sichert die Urhe­ber die­ses Kin­der­fangs ab: »Dem Ver­tei­di­gungs­mi­ni­ste­ri­um ist in der Cau­sa nur eine Sache vor­zu­wer­fen. Es fällt unter dem Druck der Grü­nen wie­der in alte Recht­fer­ti­gungs­re­fle­xe zurück.« Wegen des »Wegfall[s] der Wehr­pflicht«, jam­mert er, müs­se die Bun­des­wehr heu­te hän­de­rin­gend Nach­wuchs suchen. Hemicker: »Doch Jugend­li­che errei­chen zu wol­len ist ein Anspruch, den sie ohne­hin haben soll­te. Jeder­zeit. Dass die Bun­des­wehr dabei mit ihren Beson­der­hei­ten wirbt, ist nicht zynisch, son­dern ehrlich.«

Ihre Beson­der­hei­ten: »DIE WELT ZU FÜSSEN«? Erfreu­lich, dass der FAZ-Redak­teur die Bun­des­wehr ehr­lich macht.