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Herausgegeben von Rainer Butenschön, Daniela Dahn, Rolf Gössner,
Ulla Jelpke und Otto Köhler

Begründet 1997 von Eckart Spoo

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Vorab

So ein The­men-Son­der­heft ist eine Chan­ce. Rund um ein The­ma kön­nen vie­le Aspek­te, Fra­gen, Posi­tio­nen und Geschich­ten for­mu­liert wer­den. End­lich Platz!

So ein The­men-Son­der­heft bringt aber auch man­che Unzu­frie­den­heit. So vie­le Gebie­te und Gegen­stän­de der Armuts­ma­te­rie müs­sen weg­ge­las­sen oder min­de­stens ver­scho­ben wer­den. Es gibt in die­sem klei­nen Heft ein­fach zu wenig Platz. Viel zu wenig Platz!

Was fehlt ist zum Bei­spiel die Armut durch Krieg und Waf­fen­pro­duk­ti­on. Oder die Armut der Flüch­ten­den und der Geflüch­te­ten – in ihren Hei­mat­län­dern und spä­ter hier bei uns. Es fehlt eine Beschrei­bung des Obdach­lo­sen­all­tags. Oder eine Beschäf­ti­gung mit den all­täg­li­chen Demü­ti­gun­gen durch Hartz IV. Es fehlt auch ein gründ­li­cher Blick in die Welt.

Die Zusam­men­stel­lung so eines Hef­tes folgt – wie immer bei einer Autoren­zei­tung – auch zufäl­li­gen Kri­te­ri­en. Was wird von Autoren ange­bo­ten oder gleich geschickt? Was lässt sich zeit­lich rea­li­sie­ren? Wel­che Fach­frau oder wel­cher Fach­mann ist gera­de im Urlaub? Und was ergibt eine viel­fäl­ti­ge Mischung aus Ton­la­gen und Her­an­ge­hens­wei­sen, aus Ernst und Ironie?

Der Armuts­be­griff in die­sem Heft ist erwei­tert. Wir lesen über die Ver­ar­mung unse­res Gei­stes durch die Medi­en und über die Ver­ar­mung des Pla­ne­ten, wir lesen über die Phi­lo­so­phien der Gerech­tig­keit und über Klas­sen­ju­stiz, aber auch über die letz­ten Ost­see­fi­scher und das aka­de­mi­sche Pre­ka­ri­at. Ein klei­nes Lese­buch, des­sen ein­zi­ge Struk­tur (neben dem gro­ßen The­ma Armut) das Alpha­bet ist.

Und was fehlt, wird in ande­ren Hef­ten Platz finden.

Der Wider­stand gegen die Armut braucht noch vie­le Tex­te, Aktio­nen und poli­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zun­gen. Ana­ly­se und Empa­thie. Klu­ge Vor­schlä­ge für Umver­tei­lun­gen und neue Prio­ri­tä­ten. Wir müs­sen genau­er hin­schau­en. Wobei uns auch die mit gutem Blick auf­ge­nom­men Fotos in die­sem Heft helfen.

Armut ist die Fol­ge von (sozial-)politischen Ent­schei­dun­gen oder Unter­las­sun­gen. Armuts­de­fi­ni­tio­nen (die sich in der Regel nur auf das Ein­kom­men bezie­hen und nicht auf Lebens­la­gen) sind von Inter­es­sen gelei­te­te poli­ti­sche Definitionen.

Mil­lio­nen von Kin­dern und Jugend­li­chen wach­sen in Armut auf. Die Armut der alten Men­schen nimmt rasant zu. Aber auch für die Alters­grup­pen dazwi­schen gibt es, wenn sie arm sind, kaum einen Aus­weg. Die Armut ver­fe­stigt sich. Und vor dem Hin­ter­grund des bevor­ste­hen­den rapi­den Arbeits­platz­ab­baus durch die Digi­ta­li­sie­rung (auch dar­über lesen wir in die­sem Heft) wer­den die Chan­cen noch kleiner.

Im Sep­tem­ber sind Wah­len. Wor­um geht es dabei eigent­lich? Die Fra­ge nach der drän­gen­den Ver­wirk­li­chung der sozia­len Men­schen­rech­te spielt lei­der auch im aktu­el­len Wahl­kampf kei­ne Rol­le. Lesen Sie die Wahl­pro­gram­me: Ihnen wer­den häu­fig die Trä­nen kommen.

August 2021, Die Redaktion